SIE wiegt 64 kg und die Absicht, ihr Körpergewicht zu reduzieren. Oberschenkel, Gesäß, Hüften und Taille sollen schlanker werden. Ein neues enganliegendes Kleid und der Sommerurlaub sind ihre Motivation.
IHR KÖRPER hat nur eines im Sinn: ihr Leben zu erhalten, um fast jeden Preis. Wie ihre Figur aussieht ist ihm egal, er weiß nichts von ihrem neuen Kleid oder ihrem Badeurlaub, es würde ihn auch nicht interessieren. Er sorgt sich nur um die ausreichende Versorgung aller lebensnotwendigen Systeme.
IHR KÖRPER ist von den Socken! Jeden Tag hat sie ihn pünktlich versorgt, er dachte an nichts Böses und nun plötzlich das. Die Nahrungszufuhr wird drastisch gesenkt. Wo er noch gestern genießerisch wählen durfte aus dem mehr als reichlichen Angebot – plötzlich Ebbe…
SIE hat nach 3 Tagen bereits 1,5 kg abgenommen. Ihre Bürokollegin sogar schon 1,7 kg. Sie ist happy. Sie sieht sich schon am Strand von Waikiki und fühlt bereits die bewundernden Blicke auf ihrem neu erschlankten, wohlgeformten Körper ruhen.
IHR KÖRPER hat sich über die ersten paar Tage hinübergerettet. Er hat genügend eingelagert. Er holt sich etwas aus den Fett-Depots, beginnt die Kohlenhydratlager zu plündern und knabbert ein wenig am Muskel-Eiweiß. Nur eines stört ihn: ihr Grundumsatz liegt bei 1300 kcal, und einen Arbeitsumsatz hat sie ja auch. Er überlegt sich einige Sparmaßnahmen. Er senkt die Körpertemperatur – ihr wird es manchmal etwas kühl – und greift vermehrt zum Muskel-Eiweiß. Denn aus Fett macht sich das Gehirn nichts, aber aus den Eiweißbausteinen kann er sich Gehirnnahrung zusammenbauen. Er geht also ans „Eingemachte“!
SIE freut sich, denn die Waage zeigt nach 6 Tagen bereits 2,5 kg Gewichtsverlust. Sie hat zwar Verdauungsprobleme, weil ihr Darm zu wenig arbeiten muss und daher träge reagiert. Und außerdem ist sie etwas lustlos, weil ihre Kollegin, nicht ganz so willensstark wie sie, am Wochenende zum Schlemmen verführt wurde und so stark gesündigt hat, dass sie ihren Gewichtsverlust vollständig wieder oben hat. Aber im Allgemeinen sieht sie sich schon in Kürze schlank und rank…
IHR KÖRPER hat sich total auf eine Hungersnot eingestellt. Er spart, wo er kann, reagiert auf Bewegungen äußerst unwillig und ihre geistige Konzentrationsfähigkeit hat nachgelassen. Er baut jetzt regelmäßig und immer intensiver das Muskel-Eiweiß ab, weil ihm die Versorgung der Zentrale – sprich das Gehirn – eigentlich mehr am Herzen liegt als ihre schlanken Oberschenkel.
SIE hat fast keine Motivation mehr. Zwar hat sie leidvoll nach 8 langen Tagen ganze 3,2 kg abgenommen, aber zu sehen ist es nur dort, wo sie nichts verlieren wollten, im Gesicht und am Busen. Aber am Po usw. schwabbelt noch fast alles in voller Größe.
IHR KÖRPER hat inzwischen 1,75 l Wasser verloren, fast 1 kg Muskelmasse und nur 1/2 kg Fett. Er kämpft um ihr Überleben und sie nimmt es gar nicht zur Kenntnis. Sie schaut nur auf die Skala ihrer Waage und in den Spiegel. Und das macht ihn nervös.
SIE hat jetzt endgültig das Handtuch geworfen und die Diät aufgegeben. Damit sie aber die mühsam ab gehungerten Kilo nicht wieder drauf kriegt, nimmt sie sich vor, etwas weniger als vor Beginn ihrer Diät zu essen. Damit die Schinderei nicht ganz umsonst war…
IHR KÖRPER merkt plötzlich, dass die Nahrungszufuhr wieder steigt und ist begeistert. Als einer, der gelernt hat, für Notfälle vorzusorgen, beginnt er jetzt noch stärker als vorher Vorräte, sprich Fettdepots anzulegen. Alles, was sie zu sich nimmt, wird bis ins Letzte verwertet. Er holt sich seine Reserven, wo er kann. Er hamstert…! Und wie!
SIE weiß nicht, wie das zugeht. Sie isst weniger als vorher und hat jetzt 3 Wochen nach ihrer Diät vollere Hüften und auch der Po und die Oberschenkel … Oh, Schreck…!
IHR KÖRPER ist mit sich und der Welt zufrieden. Er ist jetzt besser als je zuvor für Notfälle gerüstet. Er lagert rundherum ein was geht und kann der Zukunft gewappnet ins Auge sehen…
SIE hingegen sieht entsetzt auf der Waage, dass sie ihr altes Gewicht wieder erreicht hat. Und wird trotzdem das Gefühl nicht los, molliger zu sein als vor der Diät.
IHR KÖRPER hat jetzt mehr Platz für seine Fett-Depots, weil er einen Teil der Muskeln abgebaut hat. Da aber das weiche Fett ein Drittel mehr Volumen hat als feste Muskeln, hat er eben noch ein wenig erweitert. Er sorgt sich nämlich um sie.
Dieser Artikel wurde Lebe leichter zur Verfügung gestellt von Günter R. Pölzer, www.fitnessonline.de Wir haben ihn für unsere Zwecke leicht abgewandelt.
Und die Moral von der Geschichte: Lass die Crash-Diäten. Gönn dir leckere Mahlzeiten mit Eiweiß, Fett und Kohlenhydraten. Schließ keine wichtigen Nährstoffe aus.
Gönn dir Mahlzeiten, die dir schmecken und die auch die Seele glücklich machen, lebe einfach leichter!